Untitled (Chromatics), UP&CO @ EK STUDIO, Düsseldorf, 2024

ERINNA KÖNIG
Untitled (Chromatics)
Works 1974 – 1992
Film: Oscar B. or The Imperialism

Alles im Universum enthält alle Farben. Wir sehen jedoch nur diejenigen, die uns persönlich zugänglich sind, abhängig von Objekt, Subjekt und Situation: Nachts sehen alle Katzen grau aus.

Die von der Menschheit geschriebene Geschichte folgt diesem Muster: Der Sieger schreibt die Geschichte, meist in Schwarz und Weiß, gut und böse. Physikalische, biologische, persönliche, kulturelle und gesellschaftliche Elemente wirken wie Filter, die unsere Lebenserfahrung verändern und zu einem selektiven Bewusstsein führen. Wir fühlen, sehen und hören, was wir können, dürfen oder wollen … fühlen, sehen, hören, erkennen.

Erinna Königs Arbeit regt uns dazu an, festgefahrene Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen. Wie wir die Welt erleben und was wir daraus machen, wird das nächste Kapitel der Geschichte schreiben.

Werke 1982–1992

1982. Erinna König lässt die Protestjahre der 70er hinter sich, knüpft wieder an ihr jüngeres Ich an der Düsseldorfer Akademie an und konzentriert sich erneut auf Fundstücke als Ausgangsmaterial. Mit subtilen und kühnen Eingriffen choreografiert sie ihre „objets trouvés” zu komplexen Kompositionen, die akzeptierte Formen der Wahrnehmung in Gesellschaft und Kunst sowohl einbeziehen als auch hinterfragen.

In ihre Arbeit fließt nicht nur die Physikalität der Objekte ein, sondern auch ihre Herkunft und kulturelle Bedeutung. Das Ergebnis ist ein sehr vielseitiges Œuvre, das zum Nachdenken anregt und Neugier weckt, während es Ausdrucksformen miteinander verbindet, die so unterschiedlich sind wie Minimal Art und Arte Povera.

Die Vielseitigkeit sowohl der Grundmaterialien als auch der Interventionen von Erinna König kommt der Künstlerin sehr zugute. Sie lehnen die Grenzen eines bestimmten Genres ab und bilden eine perfekte Grundlage für einen kontinuierlichen Weg der Entdeckung.
Die 3 m lange „Arbeitsplatte” aus Edelstahl (Titelbild) ist eine große, imposante rechteckige Form, die jedoch als Küchenoberfläche zum Servieren und Arbeiten konzipiert ist. „Untitled” ist ein quadratischer Rahmen, der mit grob gestricktem Stoff bespannt und großzügig weiß übermalt ist. Auf einer Seite hängt das Ende des Stoffes lässig über die Kante wie der Ärmel eines T-Shirts. Direkt und reduktionistisch, aber dennoch weich, weiß und „weiblich“, widersetzt sich das über die Kante hinausragende Stück der Idee des strengen Minimalismus – oder macht sich darüber lustig.

„Form Picture“ ist ein Holzausschnitt von Erinna Königs eigener Torso-Silhouette, bemalt mit diagonalen Rechtecken in „Mondrian-Farben“, was leider den Eindruck einer eleganten Kunstschürze vermittelt. Die Taille fungiert als vertikale Mittellinie, die die gesamte Ausstellung ausgleicht.

„Kitchen part“ scheint ein umgedrehter Küchentisch ohne Beine zu sein, während „Washing Board“, ebenfalls aus dem weiblichen Bereich abgeleitet, aufgrund der welligen und geschnittenen Wellen im ansonsten klaren Glas zu einem blinden Fenster wird. Insbesondere dieses Werk lässt uns über die Frage des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts – und dessen Fehlen – nachdenken. Diese Werkgruppe schließt mit „Piece of Rose“ – einem direktional geformten Stück handelsüblichem Teppichboden in einer Mischung aus Rot und Schwarz, das grob auf ein raues Stück Holz geklebt ist.

Die leere Tafel des „Blackboard Picture“ verbirgt sich hinter der Tür, die perfekt aus einem leeren Holzwerkzeugkasten gefertigt ist. „Wallpiece“ zeigt die historischen Spuren architektonischer Eingriffe, und das „Double Window Picture“ ist eine Komposition aus Fensterladenelementen: geometrische Formen, sowohl quadratisch als auch linear – und gleichzeitig an Haremfenster erinnernd.

Photo: Wolfgang Hohndorf

Clip: Jan Höhe

Clips: Jan Höhe

Clips: Jan Höhe